Aktuelle Einstiegschancen
Durch die Korrektur könnte es derzeit jedoch eine interessante Einstiegsgelegenheit für längerfristig orientierte Anleger geben. Denn gerade findet ein weiterer großer Durchbruch in Sachen Elektromobilität statt: Die ersten ernstzunehmenden „Tesla-Jäger“ der großen Volumenhersteller des Automarkts gehen an den Start. Lithium-Aktien sind deshalb nach wie vor eine heiße Wette auf die Zukunft. Wer einsteigen will, sollte jedoch unbedingt genau hinschauen, denn bei den Bewertungen gibt es trotz der starken Kursrücksetzern große Unterschiede.
Zukunftsmarkt Lithium
Für Lithium, das leichteste aller Metalle, gibt es zahlreiche Anwendungsgebiete. Dazu zählen neben Glas- & Keramik, Schmiermittel und Klimaanlagen vor allem Batterien & Akkus: Allein 2018 wurden 202 Mio. Lithium-Ionen-Akkus im Wert von 2,4 Mrd. Euro nach Deutschland importiert, Tendenz stark steigend. Die Verwendung des Rohstoffs für Stromspeicher verspricht ein besonders starkes Wachstum.
Der Elektroautohersteller Tesla plant und baut aktuell gleich mehrere so genannte Gigafabriken, bspw. in Brandenburg, um den eigenen Bedarf an Akkus zu bedienen. Übrigens nicht nur für Elektroautos, sondern auch als Stromspeicher in Privathaushalten z.B. in Kombination mit Solaranlagen. Im Fokus der Anleger steht jedoch vor allem der Automobilmarkt.
Globale Elektromobilität: +60% Wachstum im Jahr
Obwohl weltweit im Jahr 2018 weitere 2,2 Mio. Elektroautos zugelassen wurden, liegt der Anteil der Elektrofahrzeuge bei den Neuzulassungen global gesehen bei nur etwa 2,4 Prozent. Bis Ende 2019 soll der Anteil auf 3,1 Prozent steigen. Die jährlichen Wachstumsraten von bis zu +60% lassen bereits im Jahr 2025 ein jährliches Produktionsvolumen von bis zu 20 Mio. E-Autos erwarten, was dann in etwa einer Marktdurchdringung von ca. 15% entsprechen würde. Mitte 2019 befanden sich laut des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) weltweit rund 5,6 Mio. Elektrofahrzeuge auf den Straßen, davon 2,6 Mio. in China und 1,1 Mio. in den USA. Abgeschlagen dahinter folgen Norwegen mit 300.000, Frankreich mit 205.000 und Großbritannien mit 185.000 zugelassenen E-Autos.
China war laut Statistik-Anbieter Statista auch im Jahr 2019 mit rund einer Million E-Auto-Neuzulassungen trotz eines förderungsbedingten Rückgangs um knapp -30 % im Vergleich zum Vorjahr unter den großen Industrienationen erneut weltweiter Spitzenreiter in Sachen Elektromobilität. Kleinere Länder wie Norwegen kommen allerdings bereits jetzt auf erstaunlich hohe Anteile von 49%. In Deutschland liegt der Anteil noch bei im globalen Vergleich eher durchschnittlichen 2% – dem niedrigsten Wert unter den wichtigsten Automobilländern. Insgesamt befinden sich mittlerweile aber mehr als 140.000 Elektroautos auf deutschen Straßen. Nun wird es spannend: Denn innerhalb der kommenden ein bis zwei Jahre drängen nach Tesla auch die meisten herkömmlichen Autohersteller mit wettbewerbsfähigen Elektromodellen auf den Markt.
Lithium-Marktvolumen dank Elektroautos vor Vervielfachung
Es wird erwartet, dass die Anzahl der neu verkauften Elektroautos in den kommenden Jahren weltweit auf fünf bis sechs Mio. Fahrzeuge steigt, was einem Marktanteil von ungefähr fünf bis sieben Prozent entspricht. Um 1 kW/h Leistung bereit zu stellen werden aktuell rund 150 g Lithium benötigt. Pro Elektroauto wird je nach Leistung und technologischem Fortschritt mit zwischen 3 kg und 10 kg Lithiumbedarf gerechnet.
Aufgrund dessen rechnen die Analysten von Roskill bis 2028 mit einem jährlichen Wachstum des weltweiten Lithium-Bedarfs um +20% p.a. Die Lithiumnachfrage aus dem Akku- und Batteriesektor werde dabei bis 2028 sogar um +25% pro Jahr zulegen und damit von ca. 140.000 Tonnen auf mehr als 1,3 Mio. Tonnen steigen. Die Analysten von Roskill rechnen damit, dass das Angebot noch bis etwa 2021 ausreicht, um die Nachfrage zu decken. Danach dürfte es sehr wahrscheinlich zu einer tatsächlichen Knappheit des Rohstoffs kommen. Der Deutsche Autobauer BMW sicherte sich Ende 2019 bis zum Jahr 2024 gegen weitere Preisschwankungen ab und schloss mit dem Unternehmen Gangfeng Lithium langfristige Lieferverträge im Volumen von 540 Mio. Euro.
Rohstoffbörse in London plant Lithium-Futures-Kontrakt
Da Lithium zunehmend an Bedeutung gewinnt, gab die London Metal Exchange (LME) bereits im Juli 2018 bekannt, einen Futures-Kontrakt auf den Rohstoff auflegen zu wollen. Damit dürfte auch mehr Transparenz in den Markt kommen, denn bisher waren Preise reine Verhandlungssache zwischen den Produzenten auf der einen und Abnehmern auf der anderen Seite. Oft wurde Stillschweigen über die Preisvereinbarungen von Lieferverträgen vereinbart, die aktuellen Preisangaben variieren in den letzten Jahren teilweise um mehrere Tausend USD je Tonne.
Mit dem Futures Kontrakt kommt Preistransparenz in den Markt und vor allem Käufer können sich gegen zukünftige Preisschwankungen absichern. Die Produzenten wie Albemarle hingegen lehnen den Kontrakt in Stellungnahmen ab, „der Lithium-Markt würde einfach nicht auf diese Weise funktionieren“. Die Ablehnung ist jedoch kein Wunder, denn ihr Spielraum bei der Preisfestsetzung für Lieferverträge dürfte sich durch den Referenzpreis des Kontrakts fortan deutlich beschränken. Die LME plant eine Barabwicklung (Cash Settlement) von fälligen Futures-Kontrakten, da die chemische Zusammensetzung und unterschiedliche Reinheitsgrade eine physische Lieferung unmöglich machen.